ZUM RÜCKTRITT PAPST BENEDIKTS XVI.

Diesem Rücktritt gebührt Respekt, wenngleich er völlig überraschend kommt und Betroffenheit auslöst. Papst Benedikt XVI. stand mit seinem Pontifikalamt für eine Kirche, die sich nicht dem großen Meinungsstrom und Zeitgeist anpasst. Das hat ihn Sympathie nicht nur in der öffentlichen Meinung, sondern auch im katholischen Bischofskollegium gekostet. Seine Mahnungen vor dem Einfluss des Säkularismus in der Kirche, dem Zeitgeist, der Diktatur des Relativismus und der Beliebigkeit, und auch sein Eintreten für die Neu-Evangelisation  Europas haben zeitlose Bedeutung und geben Orientierung des Glaubens über alle Konfessionsgrenzen hinweg, auch bei allen Bekennenden Gemeinschaften.  Beeindruckend seine theologische Gradlinigkeit, Standfestigkeit und Demut, sein unermüdliches Christuszeugnis.

Zentrum seiner Theologie war die Christologie, wie sie auch in seinen Jesusbüchern zum Ausdruck kam. Gerade diese Christuszentriertheit hatte eine tiefe ökumenische Dimension von großer Tragweite. Im Rückblick wird man feststellen müssen, dass die Evangelische Kirche es leider versäumt hat, nicht intensiver den ökumenischen Dialog mit diesem Papst gesucht zu haben, der wie kein anderer zuvor so evangelisch-christuszentriert gelehrt und verkündigt hat. Das wird man im Rückblick in weniger aufgeregten Zeiten vermutlich bedauern.

Bei Papst Benedikt XVI. waren, wie bei keinem anderen Kirchenführer und Theologen, in seiner Theologie brillante Intellektualität,  Argumentationsfähigkeit mit tiefe Frömmigkeit verbunden.

Bei allen verbleibenden theologischen Unterschieden hat dieser Papst in seinem schweren Pontifikat auch für Evangelische Christen ermutigende und den Glauben stärkende Maßstäbe gesetzt. Dafür gebührt ihm Achtung und Dank.

Pastor Ulrich Rüß