DER KIRCHENTAG IN HAMBURG. EIN RÜCKBLICK.
Die Orientierungshilfe der EKD zum Thema Familie „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit“ räumt gründlich mit den an Bibel und Bekenntnis orientierten Vorstellungen von Ehe und Familie auf. Sie markiert einen Bruch zu älteren Orientierungshilfen der EKD, einen Bruch mit eindeutigen Bibel- und Bekenntnisaussagen und stellt sich zu ihnen in Widerspruch.
Der Ausgangspunkt der sogenannten Orientierungshilfe ist ein gesellschaftspolitischer und kein biblisch-geistlicher. Freiheit und Gleichheit werden hier nicht biblisch-theologisch im Verständnis der Reformation, sondern im Sinne einer modernen Gesellschaft gedacht. Ehe und Familie im herkömmlichen Sinn genießen kein Privileg mehr. Jede Lebensform, „die verlässlich, respektvoll und fürsorglich gelebt wird“, verdient dieselbe Würdigung.
ZUR PAPSTWAHL VON FRANZISKUS I.
Überraschend wurde zum ersten Male in der Geschichte mit dem Erzbischof Jorge Mario Bergoglio ein Lateinamerikaner zum Papst gewählt. Man darf gespannt sein, wie er sein Amt wahrnimmt und welche theologischen Schwerpunkte er als Nichteuropäer in seinem Pontifikat verfolgt. Mit dem Namen Franziskus bekennt er sich zu dem Heiligen Franz von Assisi, der sich als Anwalt der Armen verstand.
Wir gratulieren dem neuen Papst Franziskus I. und wünschen ihm für sein herausragendes Leitungsamt mit übermenschlichem Erwartungsdruck vor allem die Kraft und den Beistand des Heiligen Geistes, die unerschütterliche Standfestigkeit und Treue zum Evangelium und den unveränderbaren Grundlagen christlichen Glaubens. Wir hoffen auf eine Weiterführung des christuszentrierten, bewahrenden Glaubenskurses von Benedikt XVI., wie er in seinen Jesusbüchern zum Ausdruck kam.
ORDINARIAT FÜR LUTHERANER
Die vom Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, erwogene Möglichkeit eines Ordinariats für Lutheraner gibt der Ökumene eine neue, bisher nicht vorstellbare Dimension und einen neuen Impuls für das ökumenische Gespräch. Die entscheidende Frage ist: kann ein Lutheraner in einem lutherischen Ordinariat innerhalb der röm.-kath. Kirche leben, ohne seine „lutherische Identität“ zu leugnen, und was bedeutet es, dass die kath. Kirche den Lutheranern erlauben könnte, „die legitimen Traditionen, die sie entwickelt haben, beizubehalten“? Hier besteht Klärungsbedarf.
ZUM RÜCKTRITT PAPST BENEDIKTS XVI.
Diesem Rücktritt gebührt Respekt, wenngleich er völlig überraschend kommt und Betroffenheit auslöst. Papst Benedikt XVI. stand mit seinem Pontifikalamt für eine Kirche, die sich nicht dem großen Meinungsstrom und Zeitgeist anpasst. Das hat ihn Sympathie nicht nur in der öffentlichen Meinung, sondern auch im katholischen Bischofskollegium gekostet. Seine Mahnungen vor dem Einfluss des Säkularismus in der Kirche, dem Zeitgeist, der Diktatur des Relativismus und der Beliebigkeit, und auch sein Eintreten für die Neu-Evangelisation Europas haben zeitlose Bedeutung und geben Orientierung des Glaubens über alle Konfessionsgrenzen hinweg, auch bei allen Bekennenden Gemeinschaften. Beeindruckend seine theologische Gradlinigkeit, Standfestigkeit und Demut, sein unermüdliches Christuszeugnis.
ERSTE KIRCHE WIRD ZUR MOSCHEE
Mit der Umwandlung der Kapernaumkirche in Hamburg-Horn zur Moschee ist eine Grenze überschritten. Halbmond statt Kreuz, Gebetsnische statt Altar – ein Fanal und eine Herausforderung für Christen aller Konfessionen. Wer auf ein besseres Miteinander zwischen Christen und Muslimen gehofft hatte, sieht sich getäuscht.
Wenn der Vorsitzende des Rates der islamischen Gemeinschaft in Hamburg von einem „Signal für eine offene Gesellschaft“ spricht und sagt „unsere Türen stehen allen offen“, diesen Vorgang als ein Beispiel von Integration und Dialog zwischen Islam und Christentum sieht, wirkt das befremdlich und zynisch. Selbst wenn alles rechtlich korrekt ist, fehlt es an der gebotenen Sensibilität.
GUT BESUCHTE HERBSTTAGUNG
Die diesjährige Herbsttagung der Kirchlichen Sammlung fand am 17. November in der St. Anschargemeinde zu Hamburg-Eppendorf statt. Über 100 Gäste besuchten die Tagung, in deren Zentrum der Vortrag von Altbischof Prof. Dr. Ulrich Wilckens, Lübeck, zum Thema „Die Heilige Schrift und ihre Bewahrung heute“ stand.