„MAN MUSS SICH SEINER KIRCHE SCHÄMEN“

Theologieprofessor Eibach kritisiert EKD-Familienpapier

Neumünster (idea) – „Man muss sich seiner Kirche schämen.“ Mit diesen Worten hat der evangelische Theologieprofessor Ulrich Eibach (Bonn) bei der Herbsttagung der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der „Nordkirche“ Kritik am EKD-Familienpapier geübt. Die im Juni veröffentlichte „Orientierungshilfe“ rückt von der traditionellen Ehe als alleiniger Norm ab und vertritt ein erweitertes Familienbild, das auch gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften und sogenannte „Flickenteppich-Familien“ einschließt. Wie Eibach am 16. November vor etwa 100 Tagungsteilnehmern in Neumünster sagte, sei die evangelische Kirche zutiefst von der Säkularisierung erfasst: „Die herrschenden gesellschaftlichen Kräfte und die herrschende Lebensanschauung beeinflussen die Kirche und nicht umgekehrt. Man will bei den Menschen ankommen, auch um den Preis des Verlustes der biblischen Norm.“ Wer sich dem Zeitgeist nicht beuge, gelte als Außenseiter und werde innerkirchlich diskriminiert. Das jeweils eigene Interesse gelte als Kriterium für die Bibelauslegung. Unverkennbar sei beim EKD-Familienpapier der Einfluss der sogenannten Gender-Ideologie, nach der jeder sein Geschlecht selbst wählen und wechseln könne. Der Theologieprofessor forderte, am christlich-biblischen Ehe- und Familienverständnis festzuhalten.

Orientierungshilfe forciert Desorientierung

Die EKD steht zu den gesellschaftlichen Aussagen des Papiers, hat aber ihre Kammer für Theologie mit einer Ergänzung beauftragt. Doch für den Vorsitzenden der theologisch konservativen Sammlung, Pastor Ulrich Rüß (Hamburg), reicht dies angesichts der massiven Kritik nicht aus. Die Orientierungshilfe forciere die kirchliche Desorientierung. Unabhängig vom theologischen Teil sei es „vom Geist der unbiblischen Gender-Ideologie durchzogen“. Daher eigne sich die Erklärung auch nicht als Diskussionsgrundlage für die Gemeinden. Zudem erschwere das Papier die ökumenischen Beziehungen.

Jeden Sonntag Fürbitte für verfolgte Christen

In seinem Bericht ging Rüß auch auf die zunehmende Bedrohung und Verfolgung von Christen in vielen Ländern ein. Dieses Thema war bei einem Kongress vom 10. bis 13. November in Schwäbisch Gmünd behandelt worden. Einstimmig wurde auf der Tagung der Sammlung eine Bitte an die Leitung der „Nordkirche“ verabschiedet. Sie soll dafür Sorge tragen, „dass angesichts weltweit zunehmender Bedrohung und Verfolgung von Christen diese Thematik regelmäßig in Kirchengemeinderäten und Synoden behandelt und der verfolgten Christen sonntäglich in den Gottesdiensten fürbittend gedacht wird“.

aus „idea“