Wir leben in einer Zeit, wo Unterschiede in Bekenntnis und Lehre weitgehend unbekannt sind, relativiert, für überwunden erklärt werden, ohne sich auf die Frage nach der Wahrheit des Glaubens ernsthaft und ausgiebig immer wieder neu einzulassen.
Der Gründer der Diakonissenanstalt und des Missionswerkes in Neuendettelsau, Pfarrer Wihelm Löhe, stritt seinerzeit für ein klares lutherisches Bekenntnis und für eine reichhaltige Liturgie. Er bezeichnete die lutherische Kirche als die Mitte aller Konfessionen. Sie steht quasi zwischen den evangelischen Kirchen und der röm.-kath. Kirche. Daher kommt ihr heute im Hinblick auf die Ökumene eine besondere, vermittelnde Rolle zu.
Was sind die Kennzeichen der luth. Kirche? Sie ist gründet auf Schrift und Bekenntnis. Die lutherischen Bekenntnisschriften (u.a. Augsburger Bekenntnis, Kleiner und Großer Katechismus) und die lutherische Theologie betonen in besonderer Weise die Bindung an die Bibel und die altkirchlichen Glaubensbekenntnisse. Letztlich ist alle Theologie auf Jesus Christus fokussiert. In vier lateinischen Formeln lässt sich die lutherische Theologie zusammenfassen: „sola gratia“- Errettung verdankt sich allein der Gnade Gottes und nicht dem eigenen Tun „sola fide“- allein der Glaube an Jesus Christus lässt den Menschen „in den Himmel kommen“. „sola scriptura“ – die Bibel ist die einzige Grundlage für Glauben und Theologie. Sie ist Maßstab und Norm. An ihr muss sich kirchliche Lehre messen lassen. „solus Christus“- allein Jesus Christus ist die Mitte des Glaubens und der Zugang zum ewigen Heil.
Im lutherischen Gottesdienst sind Liturgie, Predigt und Abendmahlsfeier von zentraler Bedeutung. Luther wollte keine Kirche nach seinem Namen, sondern eine reformierte katholische Kirche. In diesem Sinne möge gelten: Lutherische, werde und bleib lutherisch, damit du in rechter Weise katholisch bist und so Mitte der Konfessionen und Hilfe für wahre Ökumene.
Pastor Ulrich Rüß